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Gesundheit

Apfelsaft nicht so gesund wie man glaubt

Apfel

Manchmal möchte man einfach liegen bleiben oder sich die Finger in die Ohren stecken, die Augen schließen und laut eine fröhliche Melodie summen. Aber es hilft ja nichts und auch wenn es immer nur kleine Schritte sind, es schadet ja nicht, wenn man sich informiert und so beim nächsten Einkauf etwas besser auf die Qualität achten kann.

Diesmal bin ich über einen Artikel zu Apfelsäften gestolpert und bin doch leicht erschrocken. Danke an @Zitronenkojotin bei app.net

Es ist wirklich traurig zu lesen, dass man in Deutschland weit unter 10 Cent für ein Kilo Äpfel gezahlt bekommt und es sich dann natürlich nicht mehr lohnt, diese einzusammeln. Es ist interessant zu erfahren, dass unsere heute populären Apfelsorten im Grunde kaum noch Nährwert haben. Es ist grausig zu lesen, dass Säfte nachträglich mit Zitronensäure gesäuert werden, diese aber nichts mit Zitronen zu tun hat und sie außerdem dabei hilft, dass Metalle wie Aluminium ins Gehirn gelangen.

Quelle: Weinhalle.de

Es wird aber glücklicherweise ein kleiner Hoffnungsschimmer genannt. Die Regionalsaftinitiative “Hesselberger” kauft zu fairen Preisen alte, gehaltvolle Apfelsorten aus der Region und verarbeitet diese zu Direktsäften. Es wird nicht nachträglich gesüßt oder gesäuert. Es gibt sie also noch, mutige Initiativen die nicht ausschließlich an den maximalen Profit sondern auch an einen guten Ruf denken.

Kennt Ihr noch andere Unternehmen, die sich positiv aus der Billigst-Saft-Riege hervorheben?

Nachtrag

  • Was die Geschichte mit der Zitronensäure und dem Aluminium betrifft, dazu findet man mehr, wenn man nach Hirnforscher Konrad Beyreuther sucht. Man findet ein viel zitiertes Interview mit ihm z. B. hier. Süßstoff Aspartam und Geschmacksverstärker Glutamat (nahezu an jedem Tüten-/Fertiggericht zu finden) werden im selben Zusammenhang genannt.
  • Einer der Autoren des im Beitrag verlinkten Artikels, Norbert Metz, ist Mitarbeiter (vertretungsberichtigter Geschäftsführer) von allfra, also dem Unternehmen, dass im Artikel lobend erwähnt wird wink Das ist zwar ein kleiner Dämpfer aber der Inhalt wird deshalb ja nicht unwahr. Daher auch erneut der Aufruf: Wenn Ihr weitere Anbieter kennt, die gesunden Direktsaft aus Obst der Region / Deutschland herstellen, von Streuobstwiesen und vielleicht sogar mit guten alten Sorten, dann bitte schreibt Namen und ggf. Links in einen Kommentar. Vielen Dank smile

Korrektur und Nachtrag von Hr. Metz

Der oben verlinkte Beitrag auf weinhalle.de warf einige Fragen auf. So war dort die Rede von bis zu 12 Euro pro Kilogramm Obst, was schon sehr erstaunlich wäre vor allem, da eine Flasche des Saftes nur bei um 1,55 Euro lag. Wie ist das zu erklären? Statt lange zu rätseln habe ich allfra einfach mal direkt angeschrieben und nachgefragt. Die sehr ausführliche Antwort darf ich hier an Euch weitergeben. Vielen Dank dafür smile

Kurz: Bei den Preisen in dem Beitrag handelte es sich um einen Übertragungsfehler, sprich, es wurde wohl etwas falsch getippt oder verstanden. Die 12 Euro beziehen sich auf jeweils 100kg Obst. Dennoch sind 12+ Cent pro Kilogramm deutlich besser als die 7,5 Cent die ansonsten üblich sein sollen.

Die ausführliche Antwort mit vielen weiteren Details und Hintergründen lest Ihr nach dem Klick

E-Mail von Norbert Metz vom 23. August 2013:

Sehr geehrter Herr Nienke,

Bei der von Ihnen zitierten Preisstaffelung liegt wohl ein Übertragungsfehler vor. Wir legen unsere Ankaufpreise immer auf 100kg oder 1 Dezitonne fest. In der Regel zahlen wir am Anfang der Saison 10,.€ /je 100kg und am Ende bis zu 12,5 € /je 100kg. Daraus lassen sich leicht Kilopreise errechnen (10 Cent je Kilo am Anfang, 12,5 Cent am Ende).

Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Ankaufpreis für Streuobst zur Saftverwertung in Bayern bei 7,50€/je 100kg (=7,5 Cent je Kilogramm). Bei diesem Durchschnittspreis lag unser Ankaufpreis doch deutlich höher.

Der Verkaufspreis von 1,55 € für einen Liter Direktsaft setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

  • Ankaufpreis Obst je Liter (Auspressung ca. 65%)
  • Personalkosten an den Sammelstellen (11 Sammelstellen mit jeweils 2 Arbeitskräften zur Annahme und Qualitätskontrolle, Stundenlohn 8,-€)
  • Kosten für Transportarbeiten unseres Containerdienstes von der Sammelstelle zur Mosterei
  • Kosten für die Verarbeitung unseres Obstes zu Saft in der Mosterei (Obst waschen, musen, pressen, pasteurisieren, in Tank einlagern oder sofort in Flasche)
  • Kosten für Flaschenfüllung, Etikettierenm, in Kisten packen, palettieren, ausliefern an unsere Großkunden
  • Aufschlag unseres Rohertrages auf diese Herstellungskosten für die Ermittlung des Verkaufspreises an die Großhändler
  • Kostenaufschlag des Großhändlers für Lieferleistung zum Getränkehändler oder Lebensmittelladen
  • Kostenaufschlag des Getränkehändlers oder Lebensmittelmarktes in dessen Regal der Saft steht.

Ich bitte um Verständnis, dass ich Ihnen nicht alle Einzelkomponenten in Zahlen schreibe. Ich versichere Ihnen, dass der Aufschlag auf die Herstellungskosten (Rohertrag) zum Verkaufspreis an unseren Großhändler mit Jahresschwankungen (Obsternteveränderungen etc.) bei ca. 18% – max 25% (!!) liegt. Wenn Sie mit der Herstellung von Produkten zu tun haben, wissen, Sie, dass normalerweise unter 25% Herstelleraufschlag nichts geht. Unsere Philosophie beinhaltet den Satz:”Nicht Gewinnmaximierung ist das Ziel unserer Initiative”. Die Firma muss funktionieren und es muss alles bezahlt sein, aber wir brauchen keine Megamargen um den Gewinn nach oben zu treiben.

In unseren Säften sind ausschließlich Äpfel und Birnen aus Streuobstbeständen der Region um den Hesselberg (Radius ca. 30km). Wir haben keinerlei Reste von Tafelobst aus Plantagen (wie bei vielen Saftherstellern üblich). Die Obstbestände werden nicht chemisch behandelt. Die vorhandene Sortenpalette dürfte bei Apfel ca. 100 versch. alte Sorten und bei Birne ca. 45 versch. Sorten umfassen.

Wir legen großen Wert auf Transparenz. Alle Grundlagen unserer Initiative sind auf unserer homepage, www.hesselberger.com, unter “Philosophie” abgelegt. Dort finden Sie nicht nur das Leitbild der Firma, sondern auch eine 8-seitige Qualitätsrichtlinie, die Basis unserer Arbeit ist.

Übrigens freuen wir uns über kritische Nachfragen. Wir wollen einen kritischen Verbraucher und ich bitte alle Zuhörerinnen und Zuhörern in Vorträgen die ich ab und an halte darum, doch viel mehr bei den Geschäften und Herstellern nachzufragen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ausreichend Auskunft geben. Sollten Sie noch weitere Fragen haben, bitte ich Sie, diese noch zu stellen.

mit freundlichen Grüßen

Norbert Metz

4 Kommentare zu “Apfelsaft nicht so gesund wie man glaubt

  1. Hallo Boris,

    Ich bin mit den Saftboxen der Kelterei Walther sehr zufrieden und die Säfte wirken auch auf mich (als Laie in dem Bereich) sehr hochwertig. http://www.walthers.de

    Viele Grüße
    Steffen

  2. Hier bei uns gibt es ein paar kleine Mostereien, wo man mit seinen eigenen Äpfeln hinfahren und sie zu Saft machen lassen kann – dann kriegt man den eigenen Saft, was wohl nachhaltiger ist als jeder gekaufte.

    Allerdings würde ich Saft eh nicht so sehr überbewerten, denn zum einen ist fraglich, ob Obst wirklich so gesund ist, wie man meint oder ob die Behauptung Obst sei gesund nicht eher gilt, wenn es *statt* ungesundem Naschkram wie Schokolade oder Chips gegessen wird.
    Und dann gibt es da vor allem die Theorie, dass die Nährstoffe in Saft viel zu konzentriert sind und Saft daher nicht so viel besser sei als Limonaden.
    Was man davon halten will? Tja, keine Ahnung. Jedenfalls ist Saft nichts gegen den Durst, dafür sollte man ohnehin besser Wasser trinken.

    • Das mit den kleinen Mostereien und dem eigenen Saft ist ja mal klasse!
      Saft trinke ich persönlich ohnehin kaum. Obst hat auch viel Fructose – Zucker – und das sollte man eh nicht übertreiben. Die Geschichte mit dem E330 und mit den modernen Apfelsorten war in der Schärfe mich aber neu.

  3. Bei mir gibt’s auch einen “Saftladen” in der Umgebung.

    http://www.steinach-gold.de/index.htm

    Gruß, Mario

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