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Fotografie Hardware

Tamron AF 17-50mm f/2.8 SP XR Di II LD Aspherical [IF] Test/Review

Das Objektiv mit dieser unsäglich langen Bezeichnung hatte ich einige Wochen von Tamron zur Verfügung gestellt bekommen. Ich hatte von diesem Objektiv gelesen und dachte mir, dass dies doch eigentlich ein ganz guter Ersatz für das Kit-Objektiv (18-55mm) meiner Canon EOS350D sein könnte. Klar, es ist teurer – aber es soll eben auch eine bessere Leistung bringen und ist zudem durchgehend mit einer Lichtstärke von f/2.8 gesegnet!
Ich sprach also mit Tamron und bekam ein Testexemplar. Nachfolgend meine Eindrücke und ein paar Testbilder.

Ausstattung
Der Straßenpreis liegt derzeit um 320,- Euro. Dafür kommt das Objektiv, wie alle Tamron-Objektive, mit einer Streulichtblende. Das ist vorbildlich! Canon sollte sich daran mal ein Beispiel nehmen und nicht selbst Luxusobjektive OHNE Streulichtblende verkaufen.
Diese Blende ist beim diesem Tamron auch sehr sinnvoll: die Frontlinse sitzt quasi direkt an vorderster Stelle des Objektives. Nur ein schmales Filtergewinde mit 67mm Durchmesser sitzt noch davor.

Das Objektiv ist innenfokusiert. Das bedeutet, dass eine Linsengruppe innerhalb des Objektives zum fokusieren verschoben wird. Vorteil dabei ist, dass sich die Frontlinse beim fokusieren nicht mitdreht (praktisch bei Verwendung von Pol.- oder Grauverlauffiltern) und sich die Länge des Objektives nicht verändert.

Es gibt allerdings keinen Ultraschallmotor zum scharfstellen. Leider – denn der Motor des Tamron 17-50mm f/2.8 ist ziemlich laut und hat eine recht hohe, für mich etwas unangenehme Frequenz.

Das Objektiv ist recht leicht: 434g sind angegeben und das glaube ich gerne. Es wirkt erstaunlich leicht und ist dennoch sehr robust (satt) verarbeitet. Es fühlt sich gut an und man bedient es gerne. Nichts wackelt oder klappert. An der Seite gibt es einen “Lock”-Schalter. In der 17mm-Stellung (das Objektiv ist dann komplett eingefahren) kann man den Zoom damit sperren. Damit wird verhindert, dass sich das Objektiv von alleine herausfährt wenn die Kamera kopfüber über der Schulter baumelt. Ich fand allerdings nicht, dass so ein Schalter nötig gewesen wäre denn der Zoomring war fest genug um das Objektiv auch so zu halten.

Anwendung
Ein Traum! Wenn man bisher nur Standardzoomobjektive kannte dann ist man erstaunt, dass man bei jeder Brennweite dieselbe Blendenöffnung zur Verfügung hat. Man stellt z.B. f/3.5 ein und hat diese von 17mm bis 50mm. So richtig Spaß macht es natürlich wenn man die Blende bis f/2.8 öffnet und diese auch bei 50mm stehenbleibt. Das macht schon sehr viel Spaß und man gewöhnt sich schnell daran. VORSICHT also wenn Ihr so ein Objektiv ausprobiert! Das kann süchtig machen und das wird mit Sicherheit teuer wink

Ungewohnt war, dass die Zoomrichtung genau anders als bei Canon ist. Bei den Canon-Objektiven dreht man das Handgelenk nach links um mehr Brennweite zu bekommen und nach rechts um in den Weitwinkel zu kommen. Beim Tamron genau andersherum. Das ist gewöhnungsbedürftig.

Toll ist die geringe Naheinstellgrenze die mit 27cm angegeben ist. Das bedeutet: Vom Subject bis zur Sensorebene in der Kamera müssen nur 27cm liegen und das bedeutet, dass man mit der Frontlinse extrem nah an die Motive herankommen kann. Das macht natürlich gerade mit dem Weitwinkel von 17mm (durch den Crop-Faktor also etwa 27mm Kleinbildequivalent) viel Spaß weil man so auch kleine Objektive recht groß in den Vordergrund platzieren kann.

Der laute Autofokus fällt allerdings sofort auf und auch Bekannte meinten recht schnell “Ui – das ist aber laut”. Ist man allerdings draußen in der Natur unterwegs fällt das wieder weniger auf. In einer Kirche wäre ich aber skeptisch.

Leistung
Ich war von der Qualität der Bilder erstaunt! Schon bei Blende f/2.8 sind die Bilder recht scharf und das steigert sich dann noch bis Blende f/4 (logisch). Es ist aber durchaus so, dass ich Blende f/2.8 bei diesem Objektiv als durchaus scharf und mehr als Alltagstauglich bezeichnen würde! So manches Kit schafft so eine Schärfe bei f/3.5 nicht.

Der Autofokus war an meiner 350D sehr präzise und schnell genug für die meisten Situationen. Klar, ein USM-Ringmotor wäre dramatisch schneller aber so etwas hat das 17-50mm leider nicht. In seltenen Fällen lag der AF auch mal daneben aber es war nicht besonders auffällig und deckte sich mit den Erfahrungen all meiner Objektive. Also alles im grünen Bereich.

Farben und Kontraste waren über jeden Zweifel erhaben. Ich habe nun keine Labortests gemacht aber sowohl Innen- als auch Außenaufnahmen waren einfach klasse und selbst ohne Streulichtblende gab es weit weniger Probleme mit einstreuendem Sonnenlicht als ich gedacht hätte (ich war einen Tag in den Herrenhäuser Gärten ohne diese Blende unterwegs und nur 3 von über 100 Bildern hatten Einstreuungsprobleme trotz praller Sonne)

Häufig sieht man an harten Kontrastgrenzen (Sonnenreflektionen auf Wasser, dunkle Äste vor hellem Himmel, etc.) bunte Farbsäume – Chromatische Aberrationen. Mit dem Tamron hatte ich diese Probleme quasi überhaupt nicht. Ich habe ein paar wirklich fiese Bilder probiert und diese Farbsäume waren wirklich nur mit Gewalt ein wenig sichtbar zu bekommen. Das hat mir wirklich gut gefallen.

Auch die Tonnenverzerrungen im Weitwinkelbereich halten sich angenehm zurück – Klassen besser als beim Kit-Objektiv wenn auch nicht ganz frei von Verzerrungen.

Fazit
Ich war traurig als ich es zurück schicken musste und schlagartig von der Qualität meines Kit-Objektives enttäuscht. Klar – ist ja auch ein Preisunterschied smile
Ich würde das Tamron im Grunde sofort kaufen… wenn, ja wenn der laute Autofokus mich nicht etwas davon abhalten würde. Lieber wäre mir ein USM-Ring – mal gucken, ob Tamron da noch etwas bringen wird.
Wen das Geräusch nicht stört, der kann aber zugreifen. Preis/Leistung finde ich absolut spitze!

Beispielbilder
Hier ein paar Beispiele bei verschiedenen Brennweiten und Blendeneinstellungen.
Jeweils eine Totale und mehrere Ausschnitte desselben Ausschnittes bei verschiedenen Blendenstufen.

Bei 17mm
Totale bei f4:
Tamron 17-50 f2.8 17mm
Blendenreihe: f2.8 / f4 / f5.6 / f8 / f11 / f16
Tamron 17-50 17mm f2.8 Tamron 17-50 17mm f4 Tamron 17-50 17mm f5.6 Tamron 17-50 17mm f8 Tamron 17-50 17mm f11 Tamron 17-50 17mm f16

Bei 35mm
Totale bei f4:
Tamron 17-50 f2.8 35mm

Blendenreihe: f2.8 / f4 / f5.6 / f8 / f11 / f16
Tamron 17-50 35mm f2.8 Tamron 17-50 35mm f4 Tamron 17-50 35mm f5.6 Tamron 17-50 35mm f8 Tamron 17-50 35mm f11 Tamron 17-50 35mm f16

Bei 50mm
Totale bei f4:
Tamron 17-50 f2.8 50mm

Blendenreihe: f2.8 / f4 / f5.6 / f8 / f11 / f16
Tamron 17-50 50mm f2.8 Tamron 17-50 50mm f4 Tamron 17-50 50mm f5.6 Tamron 17-50 50mm f8 Tamron 17-50 50mm f11 Tamron 17-50 50mm f16

Dunkle Wand gegen hellen Himmel bei 17mm
Hier mal ein Versuch um Farbsäume zu erzugen – ohne großen Erfolg smile
Totale bei f4:
Tamron 17-50 f2.8 17mm Himmel

Blendenreihe: f2.8 / f4 / f5.6 / f8
Tamron 17-50 17mm f2.8 Himmel Tamron 17-50 17mm f4 Himmel Tamron 17-50 17mm f5.6 Himmel Tamron 17-50 17mm f8 Himmel

Dunkle Wand gegen hellen Himmel bei 50mm
Totale bei f4:
Tamron 17-50 f2.8 50mm Himmel

Blendenreihe: f2.8 / f4 / f5.6 / f8
Tamron 17-50 50mm f2.8 Himmel Tamron 17-50 50mm f4 Himmel Tamron 17-50 50mm f5.6 Himmel Tamron 17-50 50mm f8 Himmel

Noch ein CA-Versuch
Hier noch ein Versuch von Sonnenreflektionen auf Wasseroberfläche. Endlich mal ein paar Farbsäume zu erkennen – aber wirklich nicht dramatisch. Leider habe hier nur eine f8-Version, bei f2.8 wären sie schon etwas deutlicher zu erkennen.
Totale und Ausschnitt bei f8:
Tamron 17-50 f2.8 Wasser Tamron 17-50 f8 Wasser

Tatsache ist: Wenn ich die RAW-Bilder in Lightroom öffne (ich habe noch andere Beispiele bei f2.8 und f8) und alle Regler auf 0 stelle (Profil “Zero’d” in Lightroom), dann sind im Grunde gar keine CA zu erkennen. Erst durch die Bearbeitung (Kontrast puschen, Gradationkurve steiler stellen etc.) kommen an extrem kritischen Stellen (feine Blätter vor direkter Sonne) Farbsäume zustande. Ob das nun wirklich CA sind die erst durch die Bearbeitung sichtbar werden oder ob das ein Fehler von Lightroom ist vermag ich nicht zu sagen. Für mich waren CA bei keinem einzigen Bild ein Problem – im Gegenteil: es war eher ein Problem ein Bild zu machen bei dem welche zu sehen sind smile

…wenn es doch nur einen USM-Ringmotor hätte *schwärm*

Links:

6 Kommentare zu “Tamron AF 17-50mm f/2.8 SP XR Di II LD Aspherical [IF] Test/Review

  1. Pingback: Happy Shooting - Der Fotopodcast - Fotografie » Blog Archive » #041 - Och Menno

  2. Thomas Richter

    Hallo,

    kannst Du vielleicht auch 100% Ausschnitte aus den Bildecken online stellen.
    Ich denke dort trennt sich eher die Spreu vom Wiezen als in der Bildmitte.

    Tom

  3. Das ist aus zwei Gründen schwierig. Zum einen müsste ich die Bilder erst einmal wieder hervor kramen (könnte sein, dass die auf einem alten Backup noch drauf sind). Zum anderen sind die Bilder nicht unbedingt für einen “Ecken”-Test geeignet. Da wäre z.B. der Bereich in den Ecken in einer ganz anderen Entfernung als in der Bildmitte. Bei Blende f/2.8 ist es dann nur normal, dass es nicht scharf ist – weil ja nicht auf den Fußboden im Vordergrund sondern auf eine Wand weiter weg fokusiert wurde. Das ist übrigens etwas, was man bei vielen Vergleichen sieht! Da werden Bilder gemacht und sich dann gewundert, dass die Ecken nicht 100%ig scharf sind. Schaut man aber genauer hin, dann saß der Fokus in der Bildmitte etwa 10m weit weg, in den Ecken ist aber (durch Weitwinkel) die Straße nur 1m vor den Füßen zu sehen (mal als Beispiel) oder der Himmel am Horizont oder ein Hausdach, dass vielleicht 30m entfernt ist etc. Man muss da schon sehr aufpassen wenn man so etwas testen und vergleichen möchte.

  4. Danke für den ausführlichen Bericht.
    Allerdings ist nicht “der Motor des Tamron 17-50mm f/2.8 ist ziemlich laut” sondern der Motor Deiner Kamera in Verbindung mit dem Objektiv. Das Objektiv selbst hat keinen Motor. Laut ist auch subjektiv. Persönlich habe ich keine Probleme damit, das Objektiv in einer Kirche einzusetzen. Auch finde ich nicht, dass die Geschwindigkeit mit Ultraschalloptiken dramatisch schneller ist. Alles in allem ist das Teil für den Preis ein echtes Schnäppchen und hat erstaunlicherweise kaum Schwächen. Vorausgesetzt man erwischt ein gut zentriertes ohne Fehlfokus.

  5. Danke Gerald :)
    Aber die Canon EOS 350D hat keinen Motor – die AF-Motoren sind im Objektiv. Bei den Nikons war das bisher umgekehrt.

  6. Rick Chinasky

    Hab (noch) auch ein Tamron 2.8/17-50. An der einen Kamera gestochen scharf, an der anderen liegt das Tamron eine gute Armlänge daneben. Auf meine Anfrage verlangte Tamron das Einsenden des Objektivs und BEIDER Kameras – vermutlich um das Objektiv auf einen Zwischenwert einzustellen, also an beiden Kameras gleichmäßig unscharf. Und wenn die Garantie abgelaufen ist und ich mir eine neue Kamera kaufe und eine erneute Justierung unwirtschaftlich ist, darf ich das Objektiv bei Tamron kostenlos entsorgen. Zumindest (den letzten Teilsatz) schrieben mir diese Schlitzaugenohren doch tatsächlich per E-Mail. Wer angesichts solchen Geschäftsgebarens und (mir leider erst jetzt) bekannten Qualitätsmängel ein Tamron kauft, um ein paar Euros gegenüber den Objektiven der Originalhersteller zu sparen, ist selbst schuld. Tamron? Nein danke! Nie wieder!

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