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Amazon Dash Buttons und der Verbraucherschutz

Ein derzeit heiß diskutiertes Thema sind die Dash-Buttons von Amazon. Ein technisch sehr simples Gerät ermöglicht es dem Anwender mit einem einzigen Tastendruck genau ein Produkt zu bestellen. Ein Dash-Button für ein Produkt. Die Buttons klebt man sich zum Beispiel an die Waschmaschine um Waschmittel zu ordern, an den Klorollenhalter um 4-lagiges Glück zu bestellen wenn es knapp wird und so weiter.

Die Verbraucherschutzzentrale NRW meint nun, dass diese Knöpfe gegen geltendes Recht verstoßen, hat geklagt und das Landgericht München hat ihnen Recht gegeben.

Wo ist jetzt das Problem? Schießt man bei der Regulierung über das Ziel hinaus oder ist Amazon das eigentliche Problem?

Wie der Button funktioniert

Ich selbst nutze diese Knöpfe von Amazon nicht, das Prinzip ist aber relativ simpel. Die Knöpfe gibt es für ganz bestimmte Produkte bzw. Marken zu kaufen, diese Knöpfe haben dann einen entsprechenden Aufdruck. Das eigentliche Produkt kann man dann über eine App zuweisen.

Einmal eingerichtet, wird eine neue Bestellung per Knopfdruck aufgegeben. Weiteres Drücken bewirkt nichts, eine neue Bestellung funktioniert erst, nachdem die vorherige Bestellung geliefert wurde.

Die Idee: Ist man im Keller an der Waschmaschine und bemerkt, dass das Waschmittel zuneige geht, kann man mit einem Knopfdruck Nachschub bestellen und braucht nicht mehr daran denken. Man sitzt auf der Toilette und greift zur letzten Klopapierrolle? Ein Knopfdruck und Nachschub ist unterwegs. Dasselbe kann man für Cremes, Rasierklingen, Spülmittel, Windeln, Getränke und so weiter machen.

Ich persönlich brauche das nicht, akzeptiere aber, dass dieses einmal-drücken-und-vergessen sehr praktisch sein kann.

Wo ist das Problem?

Die Verbraucherschützer bemängeln, dass der Kunde vor der Bestellung nicht sehen kann, zu welchem Preis er bestellen wird. Außerdem behält sich Amazon in den AGB vor, auch Alternativen zum konfigurierten Produkt zu liefern. Es ist also auch nicht klar, welches Produkt genau man geliefert bekommt.

Beide Punkte sind für mich nachvollziehbar. Jedes Geschäft muss seine Ware mit genauem Preis auszeichnen und dabei bestimmte Regeln einhalten, z. B. den Preis für eine Vergleichsgröße benennen – der Preis pro Liter oder pro Kilogramm beispielsweise.

Warum also sollte ein Online-Lieferant das nicht tun müssen?

Warum Anwender und Amazon kein Problem sehen

Ich finde es gut, wenn der Verbraucherschutz den Unternehmen auf die Finger schaut. Aber gehen sie in diesem Fall nicht zu weit? Oder machen sie genau Ihren Job aber das Gesetz passt einfach nicht zu neuen Entwicklungen?

Nutzer des Dash-Buttons und auch Amazon sehen genau diese beiden genannten Probleme nicht – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen.

Wird eine Bestellung ausgelöst, per Knopfdruck, erhält der Nutzer eine Textnachricht auf sein Smartphone. In dieser Nachricht stehen genau die geforderten Informationen. Nun hat der Nutzer ein Zeitfenster von 30 Minuten um die Bestellung zu stornieren, wenn der Druck ein Versehen war oder wenn das Angebot so nicht gewünscht wird. Selbst wenn nicht storniert und dann etwas unerwünschtes geliefert wird, kann der Nutzer die Ware kostenlos stornieren und zurück senden.

Da ich die Buttons nicht nutze, interessiert es mich jetzt von Anwendern, wie oft Amazon wirklich andere Produkte als die konfigurierten liefert? Kommt da bei jeder Bestellung eine andere Toilettenpapier-Marke, mal 3- und mal 4-lagig? Kommt da jedesmal eine andere Rasierklinge die dann nicht in den Rasierer passt? Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen.

Außerdem wird Amazon nicht plötzlich statt einer Packung Spüli einen Flachbildfernseher für ein paar tausend Euro liefern wink

Ich glaube auch nicht, dass die Preise gravierenden Schwankungen unterliegen. Ein Artikel der um 5 Euro kostet, wird vielleicht mal 4,90 und mal 5,10 kosten? Wie oft schwankt denn der Preis im Supermarkt? Ich glaube die Kunden, die im Supermarkt einen Artikel nicht kaufen, weil er 10 Cent oder 20 Cent mehr kostet als letzte Woche, werden auch keinen Dash-Button verwenden wink Oder andersherum: Wer einen Dash-Button einrichtet wird sehr genau wissen worauf er sich einlässt. Kleinere Preisschwankungen werden diese Kunden auch im Supermarkt ignorieren und bei gravierenden Abweichungen einfach stornieren.

Und selbst wenn dem Anwender das nicht vorher klar sein sollte: Wenn Amazon ständig falsche Produkte zu überzogenen Preisen liefern würde, hätte der Anwender wohl die Nase voll und würde den Button entsorgen oder zurück schicken.

Geltendes Gesetz und neue Entwicklungen

Ich persönlich sehe kein Problem mit den Dash-Buttons – jedenfalls keines, was vom Verbraucherschutz gesehen wird. Mein Problem wäre eher die Frage, ob man solche kleineren Artikel wirklich in diversen Einzellieferungen online bestellen muss oder ob es nicht ökologischer wäre, alle Artikel auf einmal bei einem Wochen- oder Monatseinkauf vom lokalen Supermarkt mitzubringen? Aber um solche Aspekte geht es hier ja nicht.

Nun darf man sich natürlich auch fragen, ob neue Entwicklungen nicht behindert werden durch die bestehenden Gesetze und sicher lässt sich das mit einem Ja beantworten. Neue Entwicklungen müssen sich an das Gesetz halten und das ist auch gut so. Bedeutet das, dass es niemals neue Ideen und Lösungen geben kann? Nein!

Ein Unternehmen wie Amazon hätte durchaus im Vorfeld erkennen können, dass die Dash-Buttons mit dem deutschen Recht kollidieren. Sie hätten sich dann dafür einsetzen können, dass diese Buttons als neue Produktkategorie oder als neues Bestellverfahren eine neue Regel bekommen, dass das Gesetz angepasst wird wenn nötig. Das haben sie aber nicht getan. Stattdessen sind sie den inzwischen schon üblichen Weg großer Unternehmen gefahren: Erstmal machen und im Zweifel hinterher Fragen.

Alternative Umsetzung möglich?

Es gibt viele Vorschläge im Netz was Amazon alles tun könnte um dem Gesetz zu genügen:

  • Die Buttons mit einem Display bestücken um Produkt und Preis jeweils aktuell anzuzeigen. Ein E-Ink-Display würde wenig Energie verbrauchen. Halte ich für wenig realistisch weil die Buttons damit teurer und komplexer würden. Wäre für Amazon aber in der Tat eine Möglichkeit, ohne am eigentlichen Verfahren etwas zu ändern, nach den Regeln zu spielen. Nur wer würde die Buttons kaufen, wenn die am Ende einen hohen 2-Stelligen Betrag kosten würden? (Ich weiß nicht, wie teuer so ein Display mit entsprechender Logik wäre)
  • Andere schlagen vor, dass man mit dem Knopfdruck nicht direkt eine Bestellung auslöst sondern diese erst bestätigen muss. Da man ohnehin schon eine Textnachricht bekommt, könnte man diese Nachricht bestätigen um die Bestellung abzuschließen. Das halte ich für wenig praktikabel. Es macht die Einfachheit des Knopfes zunichte. Ist man im Keller hat man sein Smartphone nicht dabei. Dann hängt man noch Wäsche auf etc. und soll dann, viel später, die Bestellung noch bestätigen wenn man das Handy wieder in der Hand hat? Wenn das länger als 30 Minuten dauert, ist die Ware dann überhaupt noch zu dem Preis verfügbar? Wie lange? Ich weiß ja nicht.
  • Manche schlagen auch vor, dass der erste Tastendruck nur die Anfrage auslöst, man Ware und Preis per Textnachricht auf dem Handy liest und dann ein zweites mal den Button drück zum bestätigen. Das ist natürlich noch unpraktischer wenn der Button im Keller an der Waschmaschine hängt und das Handy oben in der Wohnung liegt. Und wenn man als Abkürzung gleich zweimal drücken könnte, käme wieder der Verbraucherschutz wink

Eine Idee wäre ja auch, dass man bei der Konfiguration des Buttons einstellt, ob man mit alternativen Produkten einverstanden ist oder nicht. Wenn nicht, wird eben nicht bestellt und die Textnachricht informiert einen darüber. Für den Preis könnte man einen Bereich angeben und z. B. hinterlegen, dass eine Abweichung von 15% OK ist, darüber hinaus wird nicht bestellt sondern nur gefragt, ob man wirklich bestellen möchte.

Ich persönlich finde das zwar schon wieder viel zu kompliziert, wer es aber so möchte, kann es sich einstellen und das sollte eigentlich auch mit dem Verbraucherschutz vereinbar sein?

Es gibt doch auch Supermärkte die auf Bestellung liefern und durchaus alternative Artikel mitbringen wenn das gewünschte Produkt nicht vorrätig war – Ist das nicht dasselbe Problem?

Nutzt Ihr Dash-Buttons? Was sagt Ihr dazu?

2 Kommentare zu “Amazon Dash Buttons und der Verbraucherschutz

  1. Wäre es nicht am einfachsten, wenn der Druck auf den Button das Produkt auf eine Einkaufsliste / Wunschliste setzt. Damit wären doch alle Kriterien erfüllt.
    Letztlich finde ich es auch ein wenig zweifelhaft wenn ein Hersteller eines Produktes, durch den Button eine quasi Monopol für ein bestimmtes Produkt hat. Ich kaufe nicht immer genau das gleiche Produkt, sondern reagiere oft kurzfristig auf Angebote. Die Personen die sich einen Dashbutton kaufen, werden aber wohl nur noch zu einem Produkt greifen, ansonsten hätten sie ihn ja nicht kaufen brauchen.

  2. Aus der Sicht der Konsumentenrechte ist dieser Artikel sehr interessant. Ob man so einen Dash Button allerdings braucht, muss wohl jeder für sich beantworten. Vielleicht will der Versandhändler auch nur die Wahl des Lieferanten einschränken. Schließlich kann man bei diesem Button nicht sagen ich bestelle etwas zu einem bestimmten Preis bei einem bestimmten Händler.

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