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Fotografie

Graufilter macht bunt

Graufilter, auch Neutral-Dichte-Filter – kurz ND-Filter genannt, sind gar nicht so neutral wie man glaubt. Wenn man nicht die billigsten Filter wählt, sind sie allerdings neutral genug. Da die Fragen sich diesbezüglich wieder häuften, war ich einfach mal neugierig, wie genau sich meine Filter verhalten.

Ich nutze die Filter selbst sehr selten und habe das bisher kaum genauer beobachtet, da ich meine RAW-Aufnahmen ohnehin auch hinsichtlich des Weißabgleichs bearbeite. Also habe ich einfach ein simples Test-Setup aufgebaut und die Filter einmal durchprobiert.

Welche Filter das waren und wie die Ergebnissen ausfielen, nach dem Klick

Ich habe zwei verschiedene Filter-Typen. Zum einen rechteckige Filterscheiben von Cokin, zum anderen runde Filter mit Gewinde von B+W.

Das Setup

Das Test-Setup ist alles andere als hochwissenschaftlich. Ich habe einfach die Kamera auf ein Stativ gestellt und auf ein Regel ausgerichtet. Dort habe ich dann einen weißen Papierumschlag aufgehängt als Referenz. Beleuchtet ist der Raum spärlich mit Energiesparlampen.

Ich habe dann eine Aufnahme vom Umschlag gemacht und darauf manuell den Weißabgleich eingestellt. Außerdem stellte ich die Kamera auf M um Blende und Belichtungszeit manuell festlegen zu können.

Ohne Filter lag die Belichtung bei ISO 400, Blende 5.6 und 0,3 Sekunden

Weißabgleich fixieren

Der Weißabgleich war also für alle Aufnahmen identisch und das kann durchaus relevant sein. Eine Farbverschiebung könnte nämlich durchaus vom automatischen Weißabgleich verursacht werden. Durch die Graufilter kommt weniger Licht zu den Messinstrumenten in der Kamera und das mag durchaus für die ein oder andere Verwirrung sorgen. Also besser den Weißabgleich manuell einstellen.

Cokin

Zuerst kamen die ND-Filter von Cokin zum Einsatz. Zwei Stärken liegen neben meiner Fototasche, ein 4x (also zwei Blendenstufen) und ein 8x (drei Blendenstufen). Auf das Objektiv wird ein Adapterring geschraubt auf den dann die Cokin-Filterhalter geschoben wird. In den Halter schiebt man dann die Filter.

Die erste Aufnahme machte ich ohne Filter. Dann eine mit dem 4x und schließlich eine mit dem 8x. Die Belichtungszeiten passte ich entsprechend der Filterangabe manuell an. Ich hatte das 24-105/4 bei Blende f/5.6 und ISO 400 im Einsatz. Die Belichtungszeiten ohne Filter / 4x / 8x waren: 0,3 / 1,3 / 2,5 Sekunden. Hier die drei Bilder, wie sie aus Lightroom gefallen sind

Man gut erkennen, dass die Bilder mit Filter kühler / blauer sind. Mit den Cokin-Filtern verschiebt sich der Weißabgleich also ins Blaue.

B+W

Nun waren die Filter von B+W an der Reihe. Diese sind deutlich stärker, ich hatte sie damals für extreme Langzeitbelichtungen angeschafft. Einer ist ein 64x (6 Blenden), der andere 1000x (10 Blendenstufen).

Leider bemerkte ich jetzt, dass diese Filter nur einen Durchmesser von 58mm hatten und somit nicht auf das 24-105/4 passten, welches über ein 77mm Filtergewinde verfügt smile Da passte es sich gut, dass ich noch ein 85/1.8 habe, dass genau diese 58mm Filtergewinde hat.

Ich stellte wieder ISO 400, Blende 5.6 und 0,3 Sekunden ein und machte ein Foto ohne Filter. Dann kam der 64x Filter drauf und schließlich der 1000x. Die Belichtung für die Aufnahme mit dem 64x war 20 Sekunden.

Für die Aufnahme mit dem 1000x hätte ich 300 Sekunden, also 5 Minuten belichten müssen. Irgendwie fehlte mir an diesem Abend die Geduld dafür und beschloss ich die Belichtungsparameter für diesen Filter ein wenig anzupassen – Blendenstufe ist Blendenstufe und hier sollt es ja um den Weißabgleich gehen smile Ich öffnete also die Blende auf f/2.8 (also zwei Blendenstufen mehr Licht) und konnte so die Belichtungszeit ohne Filter um zwei Blendenstufen reduzieren, also von 0,3 Sekunden auf 1/13 Sekunde = 0,076 Sekunden. Multipliziert mit 1000 ergeben sich 76 Sekunden.

Ich stellte die Kamera für den 1000x Filter also auf Bulb und schloss den Triggertrap mit dem Phone an. Man kann natürlich auch einen normalen Fernauslöser verwenden und auf das Kameradisplay gucken, während dort die Sekunden gezählt werden smile

Hier wieder die drei Aufnahmen, so wie sie aus Lightroom gefallen sind

Ich würde sagen, der Weißabgleich ist trotz der starken Filter verhältnismäßig stabil, zumindest im Vergleich zu den Ergebnissen mit den recht schwachen Filtern von Cokin. Dennoch sind auch die B+W-Filter nicht 100%ig farbneutral. Die Bilder mit Filter sind sichtbar wärmer / gelblicher, beim 1000x schon sehr deutlich zu sehen.

Außerdem ist die Aufnahme mit dem 64x auffallend dunkler als ich es erwartet hätte. Die B+W-Filter scheinen also etwas stärker getönt zu sein als angegeben.

Fazit

Wie gravierend sind jetzt diese Farbverschiebungen, die entweder durch nicht ganz exakt neutrale Filter oder durch nicht ganz exakte Abgrenzungen zwischen ND-Filter und Filter vor dem Sensor entstehen?

Solange man RAW fotografiert ist das nicht dramatisch. Wer es ganz exakt braucht, der sollte mit dem Graufilter eine Aufnahme von einer Graukarte machen um später im RAW-Entwickler – oder dann auch gleich an der Kamera – den Weißabgleich an den Filter anpassen zu können.

Noch skeptisch? Hier noch einmal alle sechs Aufnahmen, nachdem ich in Lightroom den Weißabgleich manuell auf das weiße Papier gemacht habe

3 Kommentare zu “Graufilter macht bunt

  1. Joachim Heistinger

    Das schlimmste Farbverschieben bietet mein NDx. Je weiter ich den zudrehe umso blauer wirds. Irgendwie logisch, weil es ja zwei Polfilter sind. Eigenartigerweise reagiert er bei Kunstlicht gleich.

  2. Pingback: Graufilter und Weissabgleich | Peter's Blog

  3. Pingback: #339 – Pöbeln am Horizont | Happy Shooting - Der Foto-Podcast

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