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Chinesisch für Anfänger

Ergänzung: neuer Sonderfall für den 4. Ton. Siehe 'die 5. Töne'

Tag 1

Dieser Online-Kurs spiegelt nur meine Erfahrungen des realen Volkshochschulkurses wieder. Ich versuche Dinge zu wiederholen, in eigene Worte zu fassen und durch Informationen aus anderen Quellen zu ergänzen so gut ich kann. Wenn Du wirklich chinesisch lernen möchtest, dann solltest Du auch eine richtige Schule aufsuchen. Es ist gerade für die Aussprache wichtig, mit mehreren Leuten im 'Chor' zu lernen und zu üben - außerdem macht es viel mehr Spaß :-)

 

Ein Land - viele Sprachen

China ist ein sehr großes Land. Auf unsere Breitengrade bezogen sogar größer als Europa. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass in diesem Land verschiedene Sprachen gesprochen werden. Im westlichen Teil z.B. wird eine alte Tuk-Sprache gesprochen und in arabischer Schrift geschrieben - eine Mischung aus türkisch und arabisch die sich nur dort bewahrt hat. Andere Gebiete verwenden zwar die selben Schriftzeichen, sprechen diese aber gänzlich anders aus. In der VR China gibt es acht solcher 'Dialekte'. So kann ein Pekinger einer Kantonesen quasi nicht verstehen, obwohl beide dieselbe Grammatik verwenden. In den Schriftzeichen gibt es keine Unterschiede - so könnten sich die beiden also über das geschriebene 'Wort' verständigen.

 

In diesem Kurs lernen wir das 'Hoch-Chinesisch', auch Mandarin, Hanyu (Sprache des Volkes) oder Putonghua (Allgemeinsprache) genannt. Diese Sprache wird seit den fünfziger Jahren an allen chinesischen Schulen der VR China unterrichtet.

Das Mandarin basiert auf dem Nordchinesischen Peking-Dialekt und wird in weiten Teilen der Volksrepublik verstanden und gesprochen. Mit dieser Sprache sollte man auch in anderen Regionen wie Taiwan, Singapur, Thailand, ... weiterkommen - spätestens dann, wenn man auch die Schrift beherrscht. 

 

Ein anderer, sehr bekannter Dialekt ist das Kantonesisch, dass z.B. in Hongkong ausschließlich gesprochen wird. Viele Geschäftsleute lernen deshalb diesen Dialekt zusätzlich.

 

Lange und kurze Schrift

Die chinesischen Schrift ist eine Bilderschrift. Die Symbole sind im laufe von über 5.000 Jahren aus Bildern entstanden. Die Traditionelle chinesische Schrift kennt ca. 50.000 verschiedene Schriftzeichen. 5.000 bis 7.000 davon werden heute noch verwendet.

Da diese Schriftzeichen teilweise sehr kompliziert zu zeichnen sind fand ende der 50er Jahre eine Schriftreform statt die bis heute noch nicht ganz abgeschlossen ist. Dabei wurden sehr aufwendige Zeichen die aus sehr vielen Einzelstrichen bestehen vereinfacht. So entstanden die sogenannten 'Kurzzeichen'.

 

In diesem Kurs werden diese Kurzzeichen verwendet. Wann immer es mir bekannt ist, habe ich das entsprechende Langzeichen zusätzlich mit aufgenommen. Es kann nicht schaden die Langzeichen zumindest lesen zu können.

 

Zusätzlich wurde auch in der Vergangenheit immer wieder von westlichen Völkern versucht die Sprache mit unseren lateinischen Buchstaben festzuhalten. Man hat sich schließlich auf eine einheitliche lateinische Umschrift geeinigt. Diese Umschrift Hànyu pīnyīn wird in diesem Kurs ebenfalls mit angegeben. Für uns Deutsche ist diese Umschrift häufig nicht sehr logisch, daher gehe ich in Sonderfällen noch näher auf die korrekte Aussprache ein. Das Hànyu pīnyīn sollte man aber auf alle Fälle genauso intensiv lernen und üben. Denn erstens geht man in China an öffentlichen Gebäuden dazu über diese Umschrift zusätzlich zu den Schriftzeichen anzugeben und zweitens kann man mit dieser Umschrift auch an seinem PC mit chinesischer Schrift arbeiten. (siehe Chinesische Schrift mit Windows2000)

Der Ton ist entscheidend

Chinesisch ist eine 'tonale' Sprache. Das bedeutet, dass es sehr darauf ankommt, wie eine Silbe betont wird. Eine Silbe kann je nach Betonung sehr unterschiedliche Bedeutungen haben die miteinander auch gar nichts zu tun haben. So heißt die Silbe 'ma' z.B. 'Mutter', 'Hanf',  'Pferd' oder 'schimpfen' - je nachdem wie man sie ausspricht! Also erst gut die Aussprache üben bevor man seine Mutter ruft :-)

 

Ich möchte hier zunächst 4 Töne vorstellen. Die Reihenfolge dieser Töne ist entscheidend für die Umschrift Hànyu pīnyīn, wenn man am PC damit arbeiten möchte. Dann nämlich gibt man die Silbe gefolgt von einer Ziffer ein. Diese Ziffer (1-4) gibt dann den Ton an.
Anmerkung: Es gibt insgesamt 5 Töne. Ich zeige hier auch schon mal den 5. Ton - ignoriere ihn einfach erst mal :-) Diesen 5. Ton wirst Du im 3. Teil dieses Kurses kennenlernen.

 

  Die 5 Töne am Beispiel der Silbe 'ma'
  1. Ton

Mutter
Gleichbleibend; wird markiert durch einen geraden Strich über dem Vokal.
Dieser Ton ist für uns Europäer recht schwierig, da wir quasi jedes Wort irgendwie betonen. Der Ton ist etwa vergleichbar mit dem langen 'Amen' in der Kirche.
  2. Ton

Hanf
Steigend, fragend; wird markiert durch einen von links nach rechts steigenden Strich über dem Vokal.
Diesen Ton trifft man ganz gut, wenn man jemanden diese Silbe 'fragt'. Ähnlich wie 'Na?', oder 'Wer?', 'Was?'.
  3. Ton

Pferd
Tief, geschwungen, zunächst fallend dann steigend; markiert durch einen Bogen oder Haken über dem Vokal.
Tja wie soll ich das beschreiben? Stellen Sie sich vor wie sie als Kind Ihrer Mutter erklärt haben, dass es einen tiefern Sinn ergibt warum sie Ihre Lieblingsvorhänge auf der Hälfte abgeschnitten haben um damit zu basteln. Nach langen Erklärungen ist Sie nun wieder friedlich gestimmt und fragt etwas 'neckisch': "Soooo?"

Dieser Ton bringt zwei Sonderfälle: 
1. folgt eine Silbe mit irgendeinem anderen Ton, so wird nur der 'absinkende' Teil gesprochen (der sog. 'halbe dritte Ton')
2. folgen zwei 3. Töne aufeinander, dann wird die erste Silbe im zweiten Ton gesprochen.
  4. Ton

schimpfen
Kurz, fallend; markiert durch einen von links nach rechts fallenden Strich.
Diesen Ton erwischt man recht gut, wenn man z.B. den strengen Tonfall nimmt in dem man einem Hund den Befehl 'Platz!' oder 'Sitz!' gibt. Oder wenn man jemanden aus dem Zimmer jagt 'Raus!'
 
Auch hier gibt es einen Sonderfall:
folgen mehrere 4. Töne aufeinander, so wird nur die letzte Silbe im 4. Ton gesprochen. Die vorangehenden werden im 2. Ton gesprochen. Beispiel:  'bù shì' wird gesprochen wie 'bú shì' - die Bedeutung ändert sich aber nicht.
  5. Ton ma
Fragepartikel
'tonlos' in mittlerer Stimmlage gesprochen; keine Markierung bedeutet 5. Ton.
Dieser Ton kommt meistens nur in Wortzusammenstellungen vor. In so einem Fall wird immer das Wort/die Silbe vor diesem tonlosen Zeichen betont. Ein Wort im 5. Ton wird sozusagen einfach kurz und knapp ohne besondere Betonung hinterhergesprochen.

 

In den folgenden Tagen werden wir wohl noch häufiger auf diese Töne eingehen. Also schon mal gut merken und üben.

 

Die Zahlen von 0 bis 10

Damit Du jetzt schon mal etwas zum üben der Töne hast, stelle ich hier die ersten Zahlen vor. Zunächst nur in der Pinyin Umschrift und mit einigen Erläuterungen zur korrekten Aussprache.

 

       
  0 lĭng 3. Ton. Wird gesprochen wie geschrieben 'ling'.
  1 1. Ton. Das 'y' vor einem 'i' ist stumm. Es wird also nur ein 'i' gesprochen.
  2 èr 4. Ton. Das 'e' ist sehr kurz und klingt daher fast wie ein 'a'. 
Das 'r' hat nichts mit unseren europäischen formen des 'r' zu tun. Wenn Du weißt wie ein amerikanischen 'r' klingt dann sprich es so aus - aber hör vorher auf ;-) Es ist also ein halbes amerikanisches 'r' - sehr 'nach innen' gesprochen.
  3 sān 1. Ton. Das 's' wird scharf gesprochen (wie 'ß'). Ansonsten wie's da steht.
  4 4. Ton. Auch hier ein schafes 's'. Das 'i' hat jetzt allerdings nichts mit einem gängigen 'i' zu tun. Dieses 'i' wird quasi 'nach innen' gesprochen und auch noch zur Hälfte verschluckt.
  5 3. Ton. Das 'w' ist stumm. Es wird nur ein geschwungenes 'u' gesprochen. (wie ein Schlossgespenst 'uuuu' :-) )
  6 lìu 4. Ton. Dadurch, dass das 'i' sehr kurz gesprochen wird mutiert es fast zu einem 'e'. Es klingt dann 'fast' so, als würde man sehr schnell 'leo' sagen, weil einfach keine Zeit bleibt die vokale voll zu betonen.
  7 1. Ton. Das 'q' ist kein 'Qu'. Dieses 'q' ist ein 'Zischlaut'. Am ehesten würde man diese Aussprache wohl in deutscher Schreibweise mit 'dchi' beschreiben.
  8 1. Ton. So wie's da steht.
  9 jĭu 3. Ton. Das 'j' ist keines :-). Es wird eher wie ein 'dj' gesprochen. Der Rest klingt ähnlich wie das norddeutsche 'Jou'. Also ein geschwungenes 'djiou'.
  10 shí 2. Ton. 'sh' wird gesprochen wie 'sch'. Das 'i' wird ähnlich verschluckt wie bei der 4 (s. oben). Diese Zahl ist besonders gemein, weil man sonst beim Zählen mit dem Ton immer runtergeht wenn man bei der 10 angelangt ist. Hier jedoch geht der Ton fragend rauf! Achtet darauf beim üben.

 

Zahlen von 11 bis 99

Mit den oben beschriebenen Zahlen von 1 bis 10 kann man im chinesischen einfach die Zahlen von 10 bis 99 zusammensetzen. Das Prinzip ist wirklich simpel und ist wie folgt aufgebaut:

 

       
  11 shí Die 'Einer' werden immer an einer 10 gehängt:
10 und 1
  12 shí èr 10 und 2
  13 shí sān 10 und 3
  14 shí 10 und 4
  15 shí 10 und 5
  ...
  19 shí jĭu 10 und 9
 
  20 èr shí Zahlen von 20 bis 90 werden durch voranstellen eines 'Multiplikators' erzeugt:
2 x 10
  21 èr shí yī 2 x 10 und 1
  22 èr shí èr 2 x 10 und 2
  ...
  29 èr shí jĭu 2 x 10 und 9
  30 sān shí 3 x 10 
  31 sān shí yī 3 x 10 und 1
  ...
  55 shí 5 x 10 und 5
  73 shí sān 7 x 10 und 3
  99 jĭu shí jĭu 9 x 10 und 9

 

Wenn Du diese Zahlen sprechen lernst, dann kannst Du schon eine Menge Leute beeindrucken, denn es klingt so herrlich chinesisch ;-)

Unsere ersten beiden Schriftzeichen

Und damit Du noch etwas zum zeigen hast kommen hier schon mal die ersten beiden Schriftzeichen.
Die Zeichen zhōng und gúo bedeuten für sich genommen Mitte und Land. Zusammen heißt es dann China bzw. chinesisch.

Bei den Schriftzeichen ist es von entscheidender Bedeutung in welcher Reihenfolge und in welche Richtung die Striche gezogen werden. Gewöhne Dir also gleich die korrekte Schreibweise an, dass macht es später viel einfacher. Es ist nämlich durchaus wichtig zu wissen, aus wie viel Strichen ein Zeichen besteht!

 

Die Zeichen werde ich immer wie folgt darstellen:

Einmal so, wie es aussieht. Darunter die Pinyin Umschrift und die deutsche Übersetzung.

Einmal mit grünen Pfeilen, die zeigen sollen, in welche Richtung die Striche gezeichnet werden.

Daneben wird, durchnummeriert, gezeigt, welche Striche in welcher Reihenfolge gezeichnet werden. In Rot ist der jeweils neue Strichzug hervorgehoben.

Wenn mir ein Langzeichen bekannt ist, so wird es unter der Übersetzung mit aufgeführt.

 

                 
 
zhōng 
Mitte
1. 2. 3. 4.
 

 

                 
 
gúo 
Land
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
  8.
  Langzeichen

 

Üben 

So, jetzt hast Du eine Menge zu üben. 
Ein Tipp (den ich noch oft wiederholen werde): Schreiben - immer wieder schreiben! Nimm ein Blatt Papier und schreib immer wieder die Zahlen in der Pinyin Umschrift auf. So lernst Du diese Umschrift besser und schneller kennen. Das gleiche gilt natürlich - wenn nicht noch mehr - für die Schriftzeichen!

 

Und noch ein Tipp: Sprechen - immer wieder sprechen! Versuch immer wieder die Zahlen auszusprechen. Beobachte Dich selber und sei ehrlich zu Dir selbst: klingt es wie es soll? Betonung richtig? Hast Du einen Kassettenrecorder oder einen PC mit Soundkarte, dann nimm dich selber auf und hör Dich dann ab. Das mag anfangs ungewohnt sein - hilft aber!

 

Also dann - bis zum nächsten Teil.

 


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