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3D-Kino, Brillenträger, Polarisationen

Ich möchte etwas testen und wage ein Experiment: Eine Art Test-Crowd-Funding.

Worum es geht: 3D-Kino und Brillenträger

Ich bin Brillenträger. Da ich etwas kurzsichtig bin, trage ich die Brille beim Autofahren, häufig beim Fernsehen und eben auch im Kino, um wirklich die volle Auflösung der Filme genießen zu können. Alles kein Problem, funktioniert hervorragend denn genau für solche Fälle wurde die Brille ja auch erfunden smile

Dann aber kamen die 3D-Filme. Die Rot-Grün-Filme lassen wir gleich mal beiseite smile Es folgten zwei weitere Konzepte, um den Augen des Betrachters jeweils ein unterschiedliches Bild zu präsentieren: Shutter-Brillen und Polarisationsbrillen.

Mehr zu 3D, dem Brillenproblem und wie ein Mensch polarisiertes Licht erkennen kann, nach dem Klick

Bei den Shutter-Verfahren werden die Bilder für die beiden Augen abwechselnd auf die Leinwand projiziert und die Spezial-Brille, die der Betrachter aufsetzen muss, schaltet blitzschnell und synchron zum Film jeweils ein Auge dunkel. Diese Technik ist allerdings recht aufwendig und die Brillen verhältnismäßig schwer und teuer.

Für die Polarisationstechnik benötigt der Betrachter auch eine spezielle Brille, die allerdings deutlich einfacher zu produzieren und somit günstiger ist. Diese Technik unterscheidet nun wieder in zwei Prinzipien. Nicht mehr verwendet werden sollte die lineare Polarisation. Normalerweise schwingt das Licht wild in allen Ebenen. Mit einem Polarisationsfilter kann man dies ändern und dafür sorgen, dass das ausgesandte Licht nur in einer fest definierten Ebene schwingt, z. B. nur horizontal oder in einem Winkel von genau -45°. Ein entsprechender Filter vor den Projektoren sorgt für die Ausrichtung des Lichtes und eine silberbeschichtete Leinwand ist notwendig, damit das reflektierte Licht diese Polarisierung auf dem Weg zum Betrachter nicht verliert. Nun benötigt der Zuschauer nur noch eine günstige Brille mit unterschiedlich polarisierten Brillengläsern und fertig ist der 3D-Effekt. Ein Auge bekommt das Bild, das um -45° polarisiert wurde, das andere nur das Bild, dass um +45° polarisiert wurde. Der Haken: Der Betrachter darf den Kopf nicht neigen, weil sonst die Polarisationsebenen von Brille und Bild nicht mehr übereinstimmen – Doppelbilder sind die Folge.

Weil das für Kinozuschauer sehr unbequem wurde, erfand man einen neuen Trick. Zirkular polarisiertes Licht. Einfach gesagt wird das ausgesandte Licht kontrolliert gedreht. Die Drehrichtung ist dabei entscheidend um die Bilder hinterher wieder trennen zu können. Die Bilder für das linke Auge werden links herum gedreht – also nicht das Bild sondern die polarisation des Lichtes dreht sich links herum. Die Polarisation der Bilder für das rechte Auge wird rechts herum gedreht. Bei dieser Technik müssen die Bilder, wie bei den Shutter-Brillen, abwechselnd projiziert werden. Damit es dabei nicht flimmert, werden die Bilder mit einer sehr hohen Bildwiederholungsrate auf die Leinwand geworfen. Der Vorteil bei dieser Technik: Die passiven Brillen sind noch immer günstig und einfach zu produzieren und nun kann der Zuschauer seinen Kopf beliebig zur Seite neigen. Diese Technik wird z. B. unter dem Namen RealD in den Cinemaxx-Kinos eingesetzt.

Brille auf Brille

Es bleibt ab ein Problem für uns Brillenträger: Wir müssen über unsere Sehbrille noch zusätzlich die 3D-Brille tragen. Das ist technisch möglich, denn die Brillen, die im Kino ausgegeben werden, sind normalerweise groß genug. Es ist aber unfassbar unbequem.

  • Die 3D-Brille hat ein gewisses Gewicht und dieses sitzt bei uns Brillenträgern recht weit vorne auf der Nase. Dort, wie das Gewicht gut von der Nase gestützt werden könnte, liegt ja schon unsere Sehbrille
  • Dadurch, dass die 3D-Brille weiter vorne sitzt, ragt sie gerne ins Sichtfeld hinein, was sehr ablenkend sein kann.
  • Oft passt die 3D-Brille gar nicht vernünftig über die normale Brille weil sie immer herunter rutschen würde. Also zieht man die Sehbrille näher zum Auge heran was wiederum das Sehen verschlechtern kann, weil nun, je nach Sehschwäche, die ganze Korrekturberechnung aus den Fugen gerät. Bilder sehen wir dann wieder unscharf oder verzerrt oder unsere Augen müssen sich zu sehr anstrengen
  • Ein zweites Paar Brillenbügel über die Ohren macht auch keinen Spaß. Die Bügel der Sehbrille werden stärker  nach unten gedrückt und man spürt es ständig an den Ohren. Oder die 3D-Brille ist zu eng, dann kneift sie uns über den Ohren auf den Schädel.

Ich weiß nicht, ob der Körper sich daran gewöhnen kann und ich bin auch sicher, dass nicht alle Brillenträger es so schlimm empfinden, hängt ja auch von vielen verschiedenen Faktoren ab. Kopfform, Brillengestell, Gläserstärke, art der Sehschwäche, … Für mich ganz persönlich war der Besuch eines 3D-Films im Cinemaxx jedenfalls kein Genuss. Gerne hätte ich mich auf den Film konzentriert aber die unbequeme Haltung von zwei Brillen hat es mir unmöglich gemacht.

Die Lösungen: Spezialbrille oder Clip-On

Ich habe mal gehört, dass sich brillentragende Kino-Fans spezielle Brillen für die Kinobesuche anfertigen lassen. Also Brillen mit optischen Gläsern die aber, kompatibel für die im Kino verwendete Technik, polarisiert wurden. Dies ist ohne Zweifel die bequemste und perfekteste Lösung, allerdings ist sie auch ziemlich teuer. Für mich, der nur selten ins Kino geht und noch seltener auf 3D-Filme stößt, kommt das nicht in Frage.

Ich fand nun aber bei einer Suche nach einer Lösung heraus, dass es sogenannte Clip-On-Gläser gibt. Man kennt das aus den 80ern noch, wenn man seine Sonnenbrillengläser über die Sehbrille klemmen und diese Gläser dann nach Belieben hoch- und runterklappen konnte. Solche Clip-On gibt es auch mit polarisierten Gläsern, statt mit getönten.

Ich stöberte bei Amazon und fand verschiedene Modelle mit langen Kompatibilitätslisten. Je nach genutzter Technik müssen die Gläser anders polarisiert sein. Achtet also beim Kauf darauf, ob der Clip-On zu Eurer Technik passt. TV-Geräte, Beamer und Kinos nutzen verschiedene Verfahren. Ich konzentrierte mich auf RealD-Gläser, da dies die vom Cinemaxx verwendete Technik ist und in meiner Nähe Cinemaxx das einzige Kino mit 3D-Option ist.

Die Brillen testen – Mit Eurer Hilfe

Ich habe nun Brillen von vier Anbietern bestellt und möchte diese natürlich auch im Kino testen. 3D-Filme im Cinemaxx haben aber die unangenehme Eigenart sehr teuer zu sein. Angeregt durch eine spontane Idee auf Twitter werde ich die Flattr-Einnahmen von diesem Beitrag dafür nutzen, ein oder zwei Kino-Karten zu kaufen, sollte der gesammelte Betrag dafür reichen. Anschließend werde ich meine Erfahrungen mit den Clip-On hier schildern.

Wenn Euch das Thema also auch interessiert, weil Ihr als Brillenträger eine komfortable Lösung für den 3D-Kino-Genuss sucht, dann klickt auf den Flattr-Button. Wenn Ihr Flattr noch nicht kennt, dann kann ich es nur ans Herz legen. Es ist eine extrem einfache Möglichkeit, Inhalte im Internet mit kleinen Beträgen zu honorieren ohne dabei in eine Kostenfalle zu laufen. Wie das genau funktioniert habe ich hier schon einmal geschrieben.

Gewusst? Menschen können polarisiertes Licht erkennen

Bei meinen Recherchen zu RealD und wie es funktioniert stieß ich auf einen interessanten Bericht über die Haidinger-Büschel. Kurz gesagt beschreibt dieser Effekt, dass auch wir Menschen polarisiertes Licht erkennen können. Wenn wir eine Zeit lang auf polarisiertes Licht schauen und dann Kopf schnell zur Seite neigen, sehen wir ein gelb-blaues Fleckenmuster für ein paar Sekunden vor uns. Mir war das nicht bekannt, obwohl ich diese gelben Flecken schon häufiger gesehen habe. Jetzt weiß ich, warum smile Probiert es mal aus. Tipp: Euer TFT-Monitor sendet linear polarisiertes Licht aus. Macht mal ein leeres Textfenster auf, schaut länger hin und dreht dann Kopf. Das Muster ist sehr schwach – aber zu sehen.

8 Kommentare zu “3D-Kino, Brillenträger, Polarisationen

  1. Hi Boris,

    also ich löse das Problem in dem ich meine für den Sport gedachten Tageslinsen einsetze. Für mich die mit am Abstand einfachste und beste Lösung. Nur daran zu denken darf man natürlich nicht vergessen…sonst geht es mir so wie dir…

  2. Sehr interessanter Beitrag.
    Vielleicht löst sich langfristig das Problem mit den Brillen für den 3D-Genuss, wird aber wohl noch etwas dauern.
    Bis dahin kann ich jeden Brillenträger gut verstehen, wenn er nicht so gerne ins Kino geht und/oder auf 3D verzichtet.

  3. +1 für Kontaktlinsen.

    Andersherum würde ich für Kontaktlinsen mit integriertem Polfilter einsetzen. :-)

    Die Beibehaltung der Polebene ist einfacher als man denkt – die eine Hälfte der Linse wird aus etwas schwererem Material gemacht, dadurch dreht sich die Linse von alleine richtig. Funktioniert bei meinen weichen Kontaktlinsen mit Zylinder wunderbar.

    • @Tobias: Die Ausrichtung ist bei zirkularer Polarisation völlig egal, da würden sich Kontaktlinsen also anbieten. Nur links und rechts vertauschen darfst du nicht, aber das sollte man ja eh nicht machen, wenn man nicht zufällig auf beiden Augen die selbe Sehschwäche hat. ;)

  4. Das Problem habe ich schon öfters von Brillenträgern gehört. Aber meist tragen sie dann Kontaktlinsen an dem Tag.
    Gerne würde ich dir helfen, aber ich selber trage auch keine Brille :)

    Bin aber gespannt was aus dem Test wird.
    Flattr selber habe ich auch nicht.

  5. Ich hab genau das gleiche Problem und darum gleich mal geflattred.

    Dadurch das die 3D-Brille so weit vorne sitzt, gelangt zudem auch viel mehr Streulicht (Notbeleuchtung etc.) von der Seite ans Auge, das gefühlt heller ist als das Bild, dass ja durch die 3D-Brille mindestens um die Hälfte abgedunkelt wird. Das fand ich ziemlich störend. Hier würde ein größerer Brillendurchmesser und evtl. eine Abschattung am Rand schon helfen.
    Ich muss aber dazu sagen, dass das in einem relativ kleinen Kino war, das vielleicht nicht den stärksten und hellsten 3D-Projektor besitzt. Mit CinemaxX etc. hab ich noch keine Erfahrung.

    @Boris: Nachdem mein monatliches Flattr-Volumen nicht sonderlich groß ist, hab ich noch was extra gespendet. Ich hoffe der Betrag wird ebenfalls diesem Artikel zugeordnet. Falls nicht, weißt du ja jetzt, wo’s hin gehört. :)

  6. Pingback: #293 – Positive Pille | Happy Shooting – Der Foto-Podcast

  7. Ich war letztens im Hobbit im Event-Cinema (Ex-Imax), das jetzt aber auch RealD umgerüstet wurde. Aufgesteckt auf meine Brille habe das Clip-On von LG, das bei meinem 3D-Monitor dabei war, LG verwendet da nämlich auch Zirkularpolarisation. Hat prima funktioniert.

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